Amazon testet neues KI-Tool „Help Me Decide“ – was Händler jetzt wissen sollten
Amazon startet in den USA ein neues KI-Feature mit großem Potenzial: „Help Me Decide“.
Das Tool soll Kund:innen dabei unterstützen, schneller und gezielter Kaufentscheidungen zu treffen. Wann die Funktion nach Europa kommt, ist derzeit noch unklar, doch schon jetzt lohnt sich ein Blick darauf, wie Amazons Empfehlungslogik funktioniert und welche Auswirkungen die neue KI auf Sichtbarkeit und SEO haben könnte.
Was ist Amazon „Help Me Decide“?
Mit „Help Me Decide“ führt Amazon eine neue Generation von KI-basierten Kaufempfehlungen ein. Statt nur ähnliche Produkte zu zeigen, analysiert die KI das Nutzerverhalten ganzheitlich: Suchanfragen, betrachtete Artikel, bisherige Käufe, Rezensionen, Wunschlisten und weitere Interaktionen fließen in die Bewertung ein.
Anschließend schlägt die KI ein oder mehrere Produkte vor, die am besten zu den individuellen Bedürfnissen der Kund:innen passen. Teilweise werden dabei auch Begründungen angezeigt, warum ein bestimmtes Produkt empfohlen wird, z.B. „gute Bewertungen bei Haltbarkeit“ oder „im oberen Qualitätssegment Ihres Budgets“.
Ziel ist es, den Entscheidungsprozess im Onlineshopping zu vereinfachen und Kaufabbrüche zu reduzieren.
Für Amazon ist das eine logische Weiterentwicklung: Künstliche Intelligenz wird zur zentralen Entscheidungshilfe im E-Commerce.
Wie funktioniert Amazons Algorithmus generell und was beeinflusst das Ranking?
Schon heute basiert die Produktsichtbarkeit bei Amazon auf einer Vielzahl an Faktoren, die vom sogenannten A9-Algorithmus (und dessen Nachfolgern) bewertet werden. Die wichtigsten Einflussgrößen sind:
- Relevanz: Keywords im Titel, in den Bullet Points und in der Produktbeschreibung.
- Performance: Klickrate, Conversion Rate, Verfügbarkeit, Versandgeschwindigkeit (Prime).
- Kundenerfahrung: Bewertungen, Rezensionen, Rücksendequote.
- Preisgestaltung: Wettbewerbsfähige Preise erhöhen die Kaufwahrscheinlichkeit.
- Verkäuferhistorie: Zuverlässigkeit, Lieferperformance, Servicequalität.
Mit der Einführung von „Help Me Decide“ kommt eine neue Ebene hinzu:
Die KI greift nicht mehr nur auf diese Ranking-Faktoren zurück, sondern interpretiert sie im individuellen Nutzerkontext. Dadurch kann ein Produkt, das objektiv auf Platz 3 steht, für bestimmte Nutzer:innen je nach Verhalten, Interessen oder bisherigen Käufen zur Top-Empfehlung werden.
Amazon-SEO im Wandel: Was bedeutet das für Händler:innen?
Traditionell zielte Amazon-SEO darauf ab, Produkte algorithmisch sichtbar zu machen, also in der Suche möglichst weit oben zu stehen.
Mit dem Einzug von KI-gestützten Empfehlungssystemen wie „Help Me Decide“ verschiebt sich diese Logik:
- Produktdaten werden noch wichtiger.
Vollständige, strukturierte und präzise Informationen (Titel, Merkmale, Attribute) helfen der KI, Produkte besser zu verstehen und einzuordnen. - Nutzerfokus statt Keywordfokus.
Beschreibungen, die echten Mehrwert bieten (z. B. Nutzenargumente, Anwendungsszenarien), werden für Empfehlungsalgorithmen relevanter als reine Keyword-Listen. - Vertrauen und Bewertungen gewinnen an Gewicht.
Je stärker die KI auf Social Proof (Bewertungen, Rezensionen) setzt, desto größer wird der Einfluss echter Kundenerfahrungen auf die Empfehlung. - Datenqualität als Wettbewerbsvorteil.
Wer seine Produktdaten sauber pflegt und anreichert, verbessert nicht nur die klassische SEO-Position, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, von der KI ausgewählt zu werden.
Langfristig entsteht damit eine neue Disziplin: KI-Optimierung für Marktplätze, also das gezielte Training der Systeme durch hochwertige, konsistente Produktinformationen.
KI verändert Amazons Spielregeln
„Help Me Decide“ markiert den Beginn einer neuen Phase im Onlinehandel. Statt selbst zu vergleichen, lassen Kund:innen künftig die KI entscheiden, welches Produkt am besten passt. Für Händler:innen bedeutet das: Ranking-Logiken werden individueller, weniger vorhersehbar und datengetriebener.
Wer erfolgreich bleiben will, sollte frühzeitig auf Datenqualität, aussagekräftige Produkttexte und positive Kundenerfahrungen setzen. Denn je besser Amazon versteht, was ein Produkt ausmacht, desto wahrscheinlicher ist es, dass die KI es empfiehlt.





